Silbergleit, Arthur (1881-1943)

Die Magd

Wie im Spind sich eine Bauernuhr
Nicht mehr will der Herrin Zeit versklaven,
Nicht mehr schwört ihr Treueschwur um -schwur,
Da die Zeigefinger eingeschlafen,

Ruht im kühlen Schrein der Ewigkeit,
In der Träume buntgeschmückter Truhe,
Gottes Uhr. Das Dörflein Ohnezeit
Bindet ihre tiefe Schlummerruhe.

Jahr an Jahr naht reigend und vergeht.
Keines zählt die Uhr im Heiligtume.
Keiner ahnt, wie oft im Winde dreht
Sich das goldne Rad der Sonnenblume.

Keiner zählt, wie oft aus totem Torf
Durch das Dunkel rieselt eine Rille.
Gottes Uhr umträumt im Wächterdorf
Efeu-, Abend-, Nacht- und Sternenstille.

Poesiealbum des Märkischen Verlags